Interview: Verheiratet mit einer Tantramasseurin (Gastbeitrag auf deviante-pfade.de)

Wie ist das, mit einer Frau verheiratet zu sein, deren Beruf und Berufung es ist, sinnliche und intime Erlebnisse mit wildfremden Menschen zu kreieren?

H. und ich kennen uns seit Sommer 2013 und sind seit Februar 2015 verheiratet. H. ist selbst weder Teil der „Tantra-Szene“ noch der „Selbsterfahrungs-Szene“ und würde sich selbst nicht als spirituell bezeichnen. Er pflegt jedoch Freundschaften und Kontakte in Netzwerken und Subkulturen rund um nicht-monogame Lebensweisen, BDSM und Tantramassage. Er hat Physik studiert und bringt gerade sein zweites Studium in Energiemanagement und Energietechnik zu Ende. Danach möchte er promovieren.

E: Wie ist das für dich, mit einer Tantramasseurin verheiratet zu sein? Hattest du jemals ein Problem mit meiner Arbeit, warst du eifersüchtig?

H: Als wir uns kennenlernten, wolltest du Sexualbegleiterin werden, was im Unterschied zur Tantramassage Geschlechtsverkehr miteinbeziehen kann. Ich war also sogar auf „mehr“ vorbereitet. Du hast dich dann für die Tantramassage entschieden und darin deine Berufung entdeckt, das wirkte weniger „extrem“ als die Sexualbegleitung. Sicher kam es vor, dass ich mal ein bisschen eifersüchtig war, aber Eifersucht gibt es eben in Beziehungen und auch in unserer Beziehung. Mit oder ohne Tantramassage. Es sind auf jeden Fall eher andere Dinge als dein Beruf, die bei mir Eifersucht hervorrufen. Ich habe mich bewusst entschieden, so zu leben und damit umzugehen.

E: Es hat dich also nicht gestört, dass ich mit so vielen fremden Menschen intime Begegnungen habe und ihre Genitalien anfasse?

H: Ich weiß nicht, wie intim die Begegnungen tatsächlich sind, aber du gehst damit auf jeden Fall sehr professionell um. Sicherlich passiert da was in den Massagen, aber du wahrst eine gesunde Distanz dazu. Du kommst zwar oft nach Hause und sagst „ich hatte eine tolle Massage“, aber es scheint dir nicht ewig nachzuhängen. Du bringst das, was du mit jemandem erlebt hast, nicht wirklich mit nach Hause. Ich glaube die Tatsache, dass du bei der Massage eine sehr aktive und keine passive Rolle einnimmst, macht es leichter, damit umzugehen. Es wäre etwas anderes, wenn du z.B. als Sexarbeiterin mit Klienten Sex hättest.

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