Lektionen in Hingabe – Lernen in der Tantramassage, Teil 2 (Gastbeitrag auf deviante-pfade.de)

In Teil 1 habe ich beschrieben, welche Tugenden wir als Geber*innen in der Tantramassage kultivieren und auf unser restliches Leben übertragen können. Hier möchte ich nun versuchen, zu erfassen, was wir als Empfangende in der Massage lernen und üben können.

In Teil 1 habe ich beschrieben, welche Tugenden wir als Geber*innen in der Tantramassage kultivieren und auf unser restliches Leben übertragen können. Hier möchte ich nun versuchen, zu erfassen, was wir als Empfangende in der Massage lernen und üben können.

Es mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, etwas zu „üben“, während man augenscheinlich absolut passiv ist. Doch gerade die Passivität ermöglicht es uns, wertvolle Erfahrungen zu machen, die weit in unser Alltagsleben hinein wirken können.

Die Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit in unseren Körper und auf unsere Empfindungen zu lenken, also „im Körper zu sein“, geht vielen Menschen allzu schnell verloren oder wird gar nicht erst erlernt. Viele nennen diesen Zustand „Präsenz“: ganz im Hier und Jetzt sein, wahrnehmen ohne zu denken. Die Massagesituation schafft Bedingungen, die diesen Zustand erleichtern sollen. Die Berührungen lenken die Aufmerksamkeit in den Körper, bewusstes Atmen bringt die Gedanken zur Ruhe. Umgekehrt ist für viele deutlich spürbar, dass das Gelingen der Massage nicht unerheblich von der Präsenz der Empfänger*in abhängt. Je gegenwärtiger sie ist, desto besser können die beiden Beteiligten „miteinander im Kontakt“ sein. Dies wiederum erleichtert der Masseur*in eine stetige Abstimmung ihrer Massagehandlungen auf die Empfänger*in, was wiederum deren Präsenz erhöhen kann. So entsteht eine Art feedback loop.

Wird dieser Zustand regelmäßig geübt, lässt er sich auch in Alltagssituationen immer leichter wiederholen und führt so zu Entspannung und Wohlgefühl. Viele Menschen sind dauerhaft so angespannt, dass sie regelrecht vergessen, wie es sich anfühlt, tief entspannt zu sein. Durch die Länge der Massage, ihren meditativen Charakter und die Anwendung vielfältiger Techniken, die der Entspannung dienlich sein sollen, ist die Tantramassage eine fabelhafte Gelegenheit, um diesen Zustand herbeizuführen und auch aktiv zu üben, indem man zum Beispiel auf einen regelmäßigen und tiefen Atem achtet.

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