Schmelztiegel (Gastbeitrag auf deviante-pfade.de)

Über das kategorienübergreifende Teilen von Tischen, Betten und Herzen.

Die gängigen Vorstellungen romantischer Liebe lösten bei mir schon immer diffuses Unbehagen aus. Dennoch prägten sie mein (Liebes-)Leben, noch bis vor kurzem. Es ist unfassbar schwierig, Lebens- und Liebensweisen auszuprobieren, für die man weder Vorbilder noch Worte hat. Ich beobachte seit einiger Zeit, dass sich in meinem Erleben und Empfinden Konzepte wie “Beziehung“,  „Geliebte*r“, „Freund*in“, „Sexualpartner*in“, „Wahlfamilie“ vermischen und auflösen. Jetzt, wo ich in einer Gruppe und Subsubkultur lebe, in der sich die einzelnen Leben unter anderem in Freundschaft, Liebe, Sexualität, Arbeit, politischem Engagement und Kunst verflechten, spiegelt meine Lebensrealität endlich selbige Empfindungen und meine geistige Freiheit. Mit den Worten kämpfe ich nach wie vor. Ein Versuch.

Freundschaft

Freundschaften werden üblicherweise in Form von außeralltäglichen Begegnungen inszeniert und erlebt. Sie sollen der Entspannung, Zerstreuung und Entlastung vom Berufs- und Familienalltag dienen. Man findet Gemeinsamkeiten heraus und gestaltet dementsprechend die gemeinsamen Aktivitäten. Die Zahl und Charakteristik solcher Freundschaftsbeziehungen ist theoretisch unbegrenzt. Es gibt oberflächlichere und tiefere Verbindungen, kürzere und längere, mit manchen verbringt man mehr Lebenszeit, mit anderen weniger. Die einzelnen Freundschaften funktionieren in der Regel unabhängig von anderen Beziehungen. Die Beziehung ergibt sich aus dem Umgang miteinander und braucht nicht zusätzlich bestätigt zu werden. „Gute“ Freunde stellen wenig Ansprüche aneinander.

Üblicherweise ändern sich die „Regeln“ der zwischenmenschlichen Beziehung, sobald „Liebe“ oder „Sex“ ins Spiel kommt. Ein „Liebespartner“ beansprucht einen besonderen Ort im Leben des anderen und entwickelt für gewöhnlich mit steigender „Verbindlichkeit“ ein Set an Erwartungen. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig so sein. Wir können die Art und Weise, wie wir Freundschaftsbeziehungen gestalten, auf unsere Liebes- und sexuellen Beziehungen übertragen.

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